Die Glocken der Marienkirche Großenhain

Das vollständige Geläut der Marienkirche (Foto: Ihle/Peschel) Das in der heutigen Form erhaltene Geläute der Marienkirche wurde 1855 durch die Firma Große aus Dresden gegossen. Glockenweihe fand am 15. September 1855 statt.

Dr. Bund, Stadtarchivar aus Frankfurt/Main, Initiator einer "Glockenexkursion" von Fachleuten zur Marienkirche im Jahre 1988, beschrieb das Geläute in seinem abschließenden Bericht folgendermaßen: " Das 1855 von dem Dresdner Stückgießer Johann Gotthelf Große für Großenhain gegossene Vierergeläute ist als einziges größeres Geläute dieses Meisters vollständig erhalten geblieben. Seine Gußqualität ist sehr gut bis excellent, seine Gestaltung zeugt von Stilsicherheit, die verwendeten Reliefmodelle, Engelsköpfe, Kreuz mit aufgeschlagener Bibel oder Palmzweig, lehrender Christus, Taube ... stammen offensichtlich von einem tüchtigen klassizistischen Bildhauer, der in Dresden zu suchen sein dürfte, vermutlich Ernst Friedrich August Rietschel, 1804 bis 1861. Die durchschnittliche Gußqualität von Herrmann Großes Frankfurter Domglocken wird vom Geläute seines Vaters Johann Gotthelf Große für Großenhain "...bei weitem übertroffen...".

Die Glocken sind alle ungestimmt und besitzen daher in dieser Hinsicht höchsten Denkmalswert. ..." (Quelle: Broschüre "Erneuerung der Marienkirche Großenhain 1972-1990")

Die Inschriften auf den 4 Glocken lauten: "Friede sei mit Euch!", "Dienet dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!", "Kommt zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch erquicken!", "Erbauet Euch auf Euren allerheiligsten Glauben durch den heiligen Geist!"

 Gemeindefest zum Glockenjubiläum

09. - 11. September 2005

AusstellungAUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
Freitag, 09. September - Marienkirche
„150 Jahre Geläut der Marienkirche“
mit Vortrag zur Geschichte des Geläutes von Dr. Thümmel, Dresden

GlockenSonnabend, 10. September
GEMEINDEFEST in und um die Marienkirche
Start mit dem Posaunenchor der Marienkirche, reichhaltiges Kaffe- und Kuchenangebot, Spiele von anno dunnemals, Spiel und Spaß: Großeltern spielten mit den Enkeln, Tänze des 19. Jahrhunderts vor der Kirche, Bastelangebote für Groß und Klein, Puppentheater in der Kirche „Die kluge Bauerntochter“, Abendsegen zum Geläut

GlockenSonntag, 11. September
FESTGOTTESDIENST zum Glockenjubiläum mit Dr. Münchow

Sonntag, 11. September
CHORKONZERT zum Jubiläum „150 Jahre Geläut der Marienkirche“
Benefizkonzert für die Kirchenrenovierung mit allen Chorgruppen der Marienkirche Piccolos, Kurrende, Jugend- und Gospelchor, Kantorei, Posaunenchor und als Gast der Chor der katholischen Pfarrgemeinde

Am Sonnabend und Sonntag wurden Kirchenbesichtigungen und Turmbesteigungen angeboten.

150 Jahre Glocken der Marienkirche

Großenhain feierte im Juni 2005 die 800-jährige Wiederkehr ihrer urkundlich nachweisbaren Ersterwähnung im Jahre 1205. Die Marienkirchgemeinde reiht sich als Jubilar ebenfalls in diesen Reigen ein, denn vor 150 Jahren wurden die Glocken der Marienkirche gegossen und geweiht.

Durch den verheerenden Stadtbrand am 8. Juni 1744 brannte die Marienkirche völlig aus. Es wird berichtet, dass der Glockenturm neun Tage später zusammengestürzt ist und alle Gewölbe der Kirche zerschlagen hat. Es blieben nur noch die Umfassungsmauern der Kirche stehen. Die Kirchenglocken sind durch die Hitze entweder geschmolzen oder durch den Absturz zersprungen.

Nach diesem entsetzlichen Ereignis setzte unverzüglich der Wiederaufbau der Stadt ein. Selbstverständlich wurde gleichzeitig mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen. 3 Jahre (1745-1748) dauerte die Fertigstellung der neuen Kirche. Aus Geldmangel musste vorerst auf einen Glockenturm verzichtet werden. Bis zur Vollendung des Glockenturmes im Jahr 1801 gab es nur einen Turmstumpf, der bis zur Höhe des Dachfirsten reichte.

Nach dem Brand von 1744 wurde das neue Geläut vorerst nur bis zur Höhe des Kirchendaches aufgehängt. Den Schilderungen zur Folge muss dieses Geläut ein sehr unharmonisches gewesen sein. Das ist nicht verwunderlich, die "neuen" Glocken wurden aus unterschiedlichen Kirchen zusammengetragen. Zwei Glocken stammten aus Weißenfels. Mit dem Tode Johann Adolf II. von Sachsen-Weißenfels erlosch die letzte lutherische Nebenlinie der Sachsen-Albertiner. Die Weißenfelser Schlosskapelle wurde aufgelöst. Von den drei vorhandenen Glocken bekam Großenhain zwei geschenkt. Eine dritte Glocke wurde gegossen, die scheinbar im Ton nicht völlig gelang. Die vierte Glocke war ebenfalls eine Schenkung. Leider ist nicht festzustellen, aus welchem Ort die vierte Glocke stammte.

Zur 100-jährigen Erinnerungsfeier des großen Stadtbrandes 1844 wurde der Wunsch laut, für die Marienkirche ein neues Geläut gießen zu lassen. Im Jahr 1846 waren bereits über 500 Taler zusammengekommen. Der Spendenfluss wurde leider durch die folgenden Teuerungsjahre gehemmt. Erst am 27. Dezember 1854 konnte der Beschluss für die Anschaffung eines neuen Geläutes gefasst werden. Den Auftrag für den Guss des Geläutes erhielt der Dresdner Stück- und Glockengießer Gotthelf Große. Aufgabe war es, ein mittelschweres Geläut zu schaffen, welches im H -Moll Akkord ertönen sollte . Das Ergebnis waren vier Bronzeglocken mit einem immerhin stattlichen Gewicht von 6, 15, 26 und 43 Zentnern. Am 15. September 1855 war es dann soweit - die Glocken konnten in einem feierlichen Gottesdienst durch Superintendent D. Hering geweiht werden.

Blieben die Glocken im ersten Weltkrieg wegen ihrer Klangschönheit noch verschont, griff die Rüstungsindustrie des zweiten Weltkrieges nach ihnen. Nach zähem Ringen geschah das Unfassbare. Am 26. November 1941 wurde die Kirchgemeinde durch den Landrat davon in Kenntnis gesetzt, dass drei Glocken für die Rüstung abgeliefert werden müssten. Am 14. Juni 1942 konnten die Glocken ein letztes Mal im Turm besichtigt werden. Um 20.00 Uhr fand das Abschiedsläuten statt.

Da sich aber kein Großenhainer Handwerker bereit fand - angeblich, weil kein geeignetes Handwerkszeug vorhanden sei - zog sich die Glockenabnahme bis in den Januar 1943 hin. Eine auswärtige Firma bewerkstelligte die Abnahme. Ende Januar 1943 erfolgte der Abtransport nach Hamburg.

Ein Aufatmen ging durch die Großenhainer Bevölkerung, als am Ende des Krieges die Nachricht bekannt wurde, dass man die Glocken unbeschädigt vorgefunden hätte. Im Jahr 1948/49 kehrten die Glocken nach Großenhain zurück. Am 1. April 1950 ertönte erstmals wieder das Vollgeläute vom Turm der Marienkirche. Es bleibt zu hoffen, dass nie wieder Glocken für solche unseligen Zwecke missbraucht werden. Jesu Worte aus dem Neuen Testament (eingearbeitet in die Große Glocke) gelten nach wie vor allen Bewohnern und Gästen unserer Stadt:

"Friede sei mit Euch".
Jens Heinert

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